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Beitrag vom 23.04.2014
Kelis - Food
Christina Mohr
Selten wurde der Begriff "Soul Food" so treffend auf den Punkt gebracht: Die amerikanische Sängerin Kelis verbindet auf ihrem neuen Album ihre Leidenschaft fürs Kochen mit der Liebe zur Musik...
Nicht wenige hielten Kelis Rogers schon für abgemeldet: Ihr letztes Album "Flesh Tone" von 2010 war eine unausgegorene Mischung aus Dance und Electro, thematisch dominiert von Mutterglück und Scheidung von Rapper Nas, produziert unter anderem von David Guetta – das Ergebnis war weder Fisch noch Fleisch und hatte kaum noch etwas mit der zornigen jungen HipHopperin zu tun, die wenige Jahre zuvor "I Hate You So Much Right Now" in die Welt schrie.
Doch die 1979 in Harlem, New York, geborene Kelis ist eine starke Frau, die weiß was sie kann und was sie will. Als alleinerziehende Mutter wollte sie ihre eigene und die Zukunft von Söhnchen Knight nicht nur von der Musik abhängig machen. Sie lernte kochen und zwar richtig: Inzwischen ist sie Chefköchin und hat in den USA eine eigene Kochshow.
Ihr Faible für leckere Sachen stellte Kelis schon 2003 mit ihrem Hit "Milkshake" unter Beweis, von daher überrascht es kaum, dass die Songs ihres neuen Albums "Food" Titel tragen wie "Breakfast", "Friday Fish Fry" oder "Biscuits n´Gravy". Die Single "Jerk Ribs" und das dazugehörige Video wurden im vergangenen Jahr veröffentlicht und bereiteten die Fans auf die neue Kelis vor – und die ist wirklich überraschend.
Überraschend gut: Soul heißt die Devise, aber nicht im glattpolierten, leicht goutierbaren Mainstream-Retrostyle á la Duffy oder Adele. Kelis´ Soul-Food ist erdig, warm, back to the roots, ohne nostalgisch zu sein. Mit "Food" setzt sich Kelis bewusst ab vom hypersexy R´n´B von Rihanna oder Beyoncé, der doch nur immergleiche Stereotype reproduziert. Kelis´ heisere, rauchige Stimme ist dirty, aber nicht ordinär und billig. Will frau überhaupt Vergleiche ziehen, dann mit dem urbanen Street-Soul eines Curtis Mayfield.
Kelis´ neue Songs erzählen vom Leben einer erwachsenen Frau, die mitten im Leben steht und sehen muss, dass der Laden läuft. Die Bandbreite auf "Food" reicht von Motown-inspirierten Stücken wie "Rumble" über intensive, emotionale Balladen wie "Dreamer" und "Bless the Telephone" bis zur düsteren, programmatisch "Change" genannten neuen Single.
"Food" erscheint auf dem Londoner Independent-Label Ninja Tune und wurde von David Sitek (TV on the Radio, Yeah Yeah Yeahs, Little Dragon, Beady Eye) produziert – ein wahrhaft gehaltvolles Rezept.
AVIVA-Tipp: Der Sound von "Flesh Tone" mag moderner und zeitgeistiger gewesen sein, "Food" ist zeitlos und die geglückte Rückkehr einer jungen Wilden als Souldiva.
Kelis
Food
13 Tracks
Label: Ninja Tune, VÖ 18.4.2014
Kelis im Netz:
www.iamkelis.com und www.facebook.com/i.am.kelis
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Kelis - Flesh Tone